Besinnung Ostern 2021
Zu hören als Podcast unter Besinnung Ostern 2021
Ref. Kirche Mitlödi, April 2021 : Ostern - Steine des Lebens 1
Ostergruss: Christus ist auferstanden. Er ist wahrhaftig auferstanden.
Herr, ich werfe meine Freude wie Vögel an den Himmel.
Die Nacht ist verflattert, und ich freue mich am Licht. Deine Sonne hat den Tau
weggebrannt vom Gras und von unseren Herzen. Was aus uns kommt und was in
uns ist an diesem Morgen – alles ist Dank. Herr, ich bin fröhlich heute am Morgen.
Die Vögel und die Engel jubilieren, und ich singe auch. Das All und unsere Herzen
sind offen für deine Gnade. Herr, ich freue mich an der Schöpfung und dass du
dahinter bist und daneben und davor und darüber und in uns.
Ich werfe meine Freude wie Vögel an den Himmel. Amen ( Gebet aus Westafrika )
Herzlich willkommen zu unserer Besinnung zu Ostern.
Wir sollen alle fröhlich sein – heisst es in einem alten Osterlied. Ostern ist das
fröhlichste aller Feste im Kirchenjahr. Das Osterlachen ist geradezu sprichwörtlich
geworden. Doch ums Osterlachen war es den Frauen erst gar nicht zu Mute. Ihre
Geschichten können wir nachlesen im Johannes -, im Lukas-, Markus – und im
Matthäus - Evangelium. ( Mt 28, 1-10 // Lk 24, 1-12 // Mk 16, 1-8 )
So lesen wir: Da läuft Maria von Magdala. Sie gehört zu Jesus als seine Jüngerin.
Er hat sie gesund gemacht hat. Sie ist Jesus gefolgt. Wieviel Gutes hat sie mit den
anderen unterwegs mit Jesus erlebt.
Heute liegen diese Erinnerungen schwer auf Maria von Magdalas Seele. Die Trauer
liegt wie ein Stein auf ihr, der in ihr alles Leben zerdrückt, denn Jesus ist nun tot. Bis
zum bitteren Ende standen sie bei ihm am Kreuz. Und nun ist er begraben. Maria von
Magdala hatte das Gefühl, dass sie nie wieder richtig fröhlich sein kann und lachen
kann. Einen letzten Freundschaftsdienst möchte sie Jesus noch tun. Sie will mit den
anderen Frauen seinen Körper salben.
Die Frauen haben sich auf den Weg gemacht. Schweigend liefen sie nebeneinander
her. Die Traurigkeit hatte sie wie zugeschlossen. Vielleicht hat jeder überlegt, wie sie
den grossen Stein vom Grab wegrollen könnten. Denn als die Männer Jesus begru-
ben, haben sie sein Grab mit einem grossen schweren Stein verschlossen.
Da erschien am Himmel ein Licht, der Erdboden zitterte und bebte. Ein Engel kam
und rollte den Stein weg, der die Grabstätte verschloss. Die Wächter erschraken so
sehr, dass sie davonliefen. Und als die Frauen mit den kostbaren Salben und Ölen
kamen, stand das Grab offen. Maria von Magdala ging als erste in die Grabhöhle
hinein. Jesus lag nicht mehr dort. Mit einem Mal standen zwei Männer im Grab. Ihre
Kleider glänzten ganz hell. Sie sagten „Fürchtet euch nicht. Ihr sucht Jesus. Doch
was sucht ihr den Lebenden bei den Toten. Jesus ist nicht hier. Er lebt. Er ist vom
Tode auferstanden. Seht, hier hat er gelegen. Wisst ihr denn nicht mehr, was er zu
euch gesagt hat: `Ich werde getötet werden von meinen Feinden. Doch ich werde
auferstehen am dritten Tag.` Habt ihr das vergessen. Lauft zu seinen Jüngern und
erzählt ihnen alles. Ihr werdet Jesus bald wiedersehen.“ Den Frauen ist der Stein von
ihren Herzen gefallen ist, so wie der Stein vom Grab jetzt weg ist. Amen
Impuls: Jesus lebt. Er ist nicht mehr tot. Können wir das glauben – so richtig tief
innen in unserem Herzen glauben ? Ja, sagen die einen !
Es fällt mir schwer, sagen andere. Ich weiss noch nicht, sagen die Dritten.
Und vielleicht fallen uns all die Steine ein, die -wie den Frauen damals- auf unseren
Herzen liegen. Unsere können ganz verschieden aussehen:
Da ist der 1.Stein: Das ist der Stein aller Familien, die Streit miteinander haben. Seit
der Vater arbeitslos ist, vertragen sich die Eltern nicht mehr. Mit den Kindern reden
sie kaum noch ein Wort. Wenn nicht der Fernseher liefe und die Anlage dröhnte,
wäre es gespenstisch still.
Da ist der 2.Stein: Dieser Stein steht für alle Schüler, die nicht so pfiffig sind, nicht so
sportlich sind. Die ausgelacht werden, wenn ihnen etwas daneben geht.
Hier der 3.Stein: Dieser Stein ist für alle alten Menschen, die in den Augen der
anderen als ein bisschen komisch gelten. Die immer wieder die alten Geschichten
erzählen.
Und hier der 4.Stein: Die Nachrichten übermitteln es uns. Dort schiessen Menschen
aufeinander: Die haben angefangen. Nein, die anderen haben uns provoziert. Darum
haben wir Gewalt angewendet. Oder da hungern die Menschen. Dürre oder viel zu
viel Regen haben ihre Ernte zerstört. Oder: Der Corona-Virus hat uns voll im Griff,
lähmt unser gesellschaftliches Leben.
Und noch ein Stein: Was ist das für einer ? Vielleicht ist er der Stein der Angst,
unserer Trauer, der uns das Herz abdrückt. Oder der des schlechten Gewissens.
Oder steht für einen Menschen, mit dem ich einfach nicht zurechtkomme. Oder steht
für den Stress in der Schule, im Betrieb, oder sonst wo ?
Ich glaube, jeder von uns könnte für diesen 5. Stein einen eigenen Namen finden.
Oftmals wird der nicht auf so geheimnisvolle Weise weggewälzt wie der Stein vor
dem Grab Jesu. Und trotzdem haben diese beiden miteinander zu tun.
Weil der Stein vom Grab weg ist, weil Jesus nicht mehr tot ist, sondern lebt, können
wir unsere Steine bei ihm loswerden. Wir können sie zu ihm bringen. Wir können ihn
bitten, dass er sie uns abnimmt. Nicht immer sind sie dann sofort aus dem Weg ge-
räumt. Vielleicht haben wir trotzdem noch daran zu schleppen. Aber Jesus trägt sie
mit uns zusammen. Und dann kann es passieren, dass die Hoffnung von Ostern wie
ein Funken in uns hineinfällt; dass die Hoffnung wächst und so gross wird, dass der
Stein von unserem Herzen abfällt, wie der Stein vom Grab Jesu jetzt weg ist.
Ostern, das sind kleine Schritte hin zum Leben im Horizont der Verwandlung der
Erde durch Gott in einen Ort, an dem man nicht mehr jeden Tag Angst haben muss
um künftige Generationen; in eine Welt, wo Menschen einander Freund sein werden
und wo der Begriff „Leid“ nur noch im Wörterbuch einer längst vergangenen Sprache
steht. All das und noch viel mehr ist Ostern. Grund zum Fröhlichsein und Lachen.
Amen
Lasst uns beten: Gütiger Gott, dir dürfen wir anvertrauen, was uns mit Angst oder
mit Sorge erfüllt: Wir bitten um ein behütetes Leben: dass uns Krankheit und Kum-
mer erspart bleiben. Wir bitten für unsere Arbeit: dass Sinn macht, was wir tun, und
dass wir Freude daran haben. Wir bitten für die Menschen, mit denen wir zusammen-
leben oder die uns wichtig sind: dass wir verbunden bleiben und einander vertrauen
können.
Wir beten weiter mit allen Christen der Welt: Unser Vater im Himmel, geheiligt
werde dein Name, dein Reich komme, dein Wille geschehe, wie im Himmel so
auf Erden. Unser tägliches Brot gib uns heute, und vergib uns unsere Schuld,
wie auch wir vergeben unsern Schuldigern; und führe uns nicht in Versuchung,
sondern erlöse uns von dem Bösen. Denn dein ist das Reich und die Kraft und
die Herrlichkeit in Ewigkeit. Amen
Geht hinaus in die Welt mit fröhlichem Herzen unter dem Segen des Herrn:
Gott segne dich und behüte dich. Gott lasse sein Angesicht leuchten über dir
und sei dir gnädig. Gott erhebe sein Angesicht auf dich und gebe dir Frieden.
Amen
Ich wünsche uns ein frohes Osterfest, Eure Almut Neumann