Evangelisch Reformierte Kirchgemeinde Mitlödi

 Besinnung November 2020

Besinnung zum Ewigkeitssonntag, November 2020

Zu hören als Podcast unter Besinnung zum Ewigkeitssonntag, November2020

Der Friede Gottes, der höher ist als alle Vernunft, bewahre Eure Herzen und Sinne
in Christus Jesus. Amen Stark wie der Tod ist die Liebe... auch mächtige Wasser
können die Liebe nicht löschen, auch Ströme schwemmen sie nicht hinweg.“ Amen

Mit diesem Wort aus dem Hohenlied im Alten Testament begrüsse ich Euch herzlich
zur Besinnung zum Ewigkeitssonntag– dem letzten Sonntag in unserem Kirchenjahr.
Gerade im eher trüben November, in dem wir diesen Tag begehen, besinnen wir uns
mehr als gewöhnlich über unser Leben; besonders, wenn schreckliche Ereignisse bei
uns und in der Welt geschehen und uns erschüttern, und uns aus der inneren
Festigkeit bringen.

Lasst uns beten: Guter Gott, Schöpfer der Welt, von dir kommt alles Leben und zu
dir kehrt es zurück. Zu dir kommen wir mit unseren Erinnerungen an Verstorbene,
kommen zu dir mit unserer Trauer, mit unseren Sorgen und Schmerzen.
Wir bitten dich: Gib uns Lebensmut und Stärke, gib uns Zeit zum Trauern, Zeit zum
Lebensfreude. Gib uns Kraft, um uns neu einzustellen auf die Fragen des Lebens.
Schenke uns Hoffnung über Sterben und Tod hinaus. Amen

Psalm 37: Paul Gerhard hat diesen Psalm in einem Lied so getextet:
Befiehl du deine Wege und was dein Herze kränkt der allertreusten Pflege des, der
den Himmel lenkt. Der Wolken Luft und Winden gibt Wege, Lauf und Bahn,
der wird auch Wege finden, da dein Fuß gehen kann.

Auf, auf, gib deinem Schmerze und Sorgen Gute Nacht! Lass fahren, was das Herze
betrübt und traurig macht; bist du doch nicht Regente, der alles führen soll:
Gott sitzt im Regimente und führet alles wohl.

Mach End, oh Herr, mach Ende mit aller unser Not. Stärk unsre Füss und Hände
und lass bis in den Tod und allzeit deiner Pflege und Treu empfohlen sein.
So gehen unsre Wege gewiss zum Himmel ein Amen.

Lesung: Über allem stelle ich heute das Wort aus dem Trostbuch der frühen
verfolgten Kirche, der Offenbarung des Johannes 21: Ich hörte eine große Stimme
von dem Thron, die sprach: Siehe da, die Hütte Gottes bei den Menschen! Und ER
wird bei ihnen wohnen, und sie werden sein Volk sein, und ER selbst, Gott mit ihnen,
wird ihr Gott sein. Und Gott wird abwischen alle Tränen von ihren Augen, und der
Tod wird nicht mehr sein, noch Leid noch Geschrei noch Schmerz wird mehr sein;
denn das Erste ist vergangen Siehe, ich mache alles neu. Amen

Impuls: „Alles beginnt mit der Sehnsucht“, sagt die jüdische Dichterin Nelly Sachs,
„die Trauer beginnt mit der Sehnsucht nach dem Verstorbenen, und das neue Leben
beginnt mit der Sehnsucht nach neuer Freude, neuem Glück und neuem Leben.“
Und Gott will unsere Sehnsucht stillen, heisst es in der Offenbarung. „Ich will dir ein
Neues geben. Weißt du eigentlich, wonach du dich sehnst, weißt du eigentlich, was
du brauchst, weißt du eigentlich, was dir fehlt, wonach du dürstest? Ich will dem
Durstigen geben von der Quelle des lebendigen Wassers.“

In diesen tröstenden Worten wissen wir dennoch: Wie früher wird es nicht mehr sein.
Ein Stück der Trauer, des Schmerzes, der Sehnsucht nach unseren geliebten
Verstorbenen wird bleiben. Da ist immer eine Stelle, da blüht nichts mehr. Und die
Stelle soll auch bleiben. Doch während wir unser Leben neu sortieren, während wir
die Bruchstücke unseres bisherigen Lebens sortieren, merken wir auch, was wichtig
war, was gross war und was schön, und was wir davon in unseren Herzen und in
unserem künftigen Leben bewahren möchten.
Ich will dir Neues geben: ein neues Leben. Ja, nach der Trauer ist ein neues
Leben möglich. Auch wenn es jetzt so weit weg scheint. Und ich sah einen neuen
Himmel und eine neue Erde; denn der erste Himmel und die erste Erde sind
vergangen. Einmal wird ein Neues sein. Und manchmal ist es jetzt schon. In einem
Moment, wenn wir lachen, wenn wir Freude spüren, wenn es uns gut geht; wenn wir
erleben, dass Menschen neben uns sind, mit denen wir gern zusammen sind, dass
wir nicht allein sind, dass einer mit uns spricht.
Das Bild der Brücke mag uns vielleicht helfen, das Loslassen von unseren Verstor-
benen leichter annehmen zu können. Dazu möchte ich einen Satz von dem Schrift-
steller Thornten Wilder vorlesen: „Bald werden wir alle sterben, und wir werden für
einen kleine Weile geliebt und dann vergessen sein. Die Liebe aber wird genug
gewesen sein; alle Regungen von Liebe kehren zurück zu der einen, aus der sie
gekommen ist. Da ist ein Land der Lebenden und ein Land der Toten, und die Brücke
zwischen ihnen ist die Liebe, das einzig Bleibende, der einzige Sinn.“
Was uns bleibt, sind nun die Bilder, Geschichten und Erlebnisse mit unseren Lieben:
ihre Fröhlichkeit, ihr couragiertes Handeln. ihre Herzensgüte, ihre Liebe. Alles, das darf
uns in unserer Erinnerung lebendig bleiben. Wenn wir uns nun an das erinnern, was
zwischen den Verstorbenen und uns war, was wir einander gegeben und vonein -
ander empfangen haben, dann entsteht so eine Brücke der Liebe, die uns weiterhin
mit ihnen verbindet. Jetzt tut der Gedanke uns noch zu weh, aber wir werden Erin-
nerungsorte aufsuchen. Die Erinnerung – sie wird für uns damit eine vorläufige
Brücke – aber eine Brücke, die wir brauchen, damit uns unsere Toten nicht entglei-
ten. Es ist an uns, solche Brücken zu bauen und sie mutig zu betreten. Amen.

Wir beten: Herr, Gott, Hinterbliebene sind wir. Generationen sind uns vorrausgegan-
gen. Väter, Mütter, Partner und Freunde. Alle sind wir auf dem Weg zu dir. Unter-
wegs machen wir Rast wie in diesem November und hoffen auf dich, dass du da bist
und da bleibst. Gib Lebensmut und Stärke durch Jesus Christus, der mit dir und dem
Heiligen Geist lebt und regiert in Zeit und Ewigkeit. Amen
Unser Vater im Himmel, geheiligt werde dein Name, dein Reich komme, dein
Wille geschehe, wie im Himmel so auf Erden. Unser tägliches Brot gib uns
heute, und vergib uns unsre Schuld, wie auch wir vergeben unsern Schul-
digern und führe uns nicht in Versuchung, sondern erlöse uns von dem Bösen.
Denn dein ist das Reich und die Kraft und die Herrlichkeit in Ewigkeit. Amen
Lasst Euch segnen: Gott segne dich und behüte dich. Gott lass sein Angesicht
leuchten über dir und sei dir gnädig. Gott erhebe sein Angesicht auf dich
und gebe dir Frieden. Amen.

Liebe Grüsse, Eure Pfarrerin Almut Neumann.