Evangelisch Reformierte Kirchgemeinde Mitlödi

johannestag besinnung

Besinnung zum Johannestag, dem 24. Juni 2020

Der Friede Gottes, der höher ist als alle Vernunft, bewahre Eure Herzen und Sinne in Christus
Jesus. Amen
Lobe den Herrn, meine Seele, und was in mir ist, seinen heiligen Namen. Lobe den Herrn, meine
Seele, und vergiss nicht, was er dir Gutes getan hat.
 
Mit diesem Wort aus Psalm 103 begrüsse ich Euch herzlich zur Besinnung zum Johannestag.
Die Natur grünt, blüht, setzt Frucht an. Das Jahr hat Halbzeit. Sie zeigt, was jeder von uns über
sein Leben erfährt, dass wir irgendwann den Höhepunkt erreichen, den Zenit überschreiten
werden. Und so wie die Tage wieder kürzer werden, so werden auch unsere Kräfte des Lebens
nachlassen. Und wenn wir auf unser Leben zurückschauen, werden wir merken: Wir haben nicht
alles erreicht. Manches ist nicht gelungen, bleibt offen; Wünsche, Träume, Sehnsüchte,
Hoffnungen bleiben unerfüllt.

Auch das Kirchenjahr ist in seiner Hälfte angekommen. Es kennt sogar ein Fest für diese Zeit. Am
24.Juni, nach der Sommersonnenwende, feiern wir den Johannestag
 
 
Lesung: Wir erinnern uns an Johannes den Täufer vor 2000 Jahren in Israel. Johannes war ein
Prediger in der Wüste. Die Bibel berichtet von seiner wunderbaren Geburt. Seine Mutter Elisabeth
war eigentlich schon zu alt, um ein Kind zu gebären. Seinem Vater, einem jüdischen Priester
namens Zacharias, kündigte ein Engel die Geburt seines Sohnes an. Diesen Sohn sollte er
Johannes nennen. Weil Zacharias den Worten des göttlichen Boten nicht glauben konnte, blieb er
stumm bis zur Geburt seines Sohnes. Geboren wurde Johannes im selben Jahr wie Jesus. Zu
wirken begann er im 15. Regierungsjahr des Kaisers Tiberius, 28 Jahre nach Christi Geburt. Den
Menschen predigte er die Taufe der Busse zur Vergebung der Sünden. Dabei war er bekleidet mit
einem Mantel aus Kamelhaaren. In der Wüste hat er sich vor allem von Heuschrecken und wildem
Honig ernährt. Menschen, die ohne oder gegen Gott gelebt haben, rief er zur Umkehr auf: „denn“,
so sagte er, „das Gericht Gottes ist nahe“. Als Zeichen ihrer Umkehr taufte er sie im Jordan.
Deshalb hat man ihn „den Täufer“ genannt.     ( Markus 1 // Matthäus 3 )
 
Laut biblischer Überlieferung hat er Jesus getauft. Über Jesus soll Johannes gesagt haben: „Es
kommt einer nach mir, der ist stärker als ich; und ich bin nicht wert, dass ich mich vor ihm
bücke und die Riemen seiner Schuhe löse. Ich taufe euch mit Wasser; aber ER wird euch
mit dem Heiligen Geist taufen.“  Amen
 
Psalm 92 Es ist ein köstlich Ding, dem Herrn danken und lobsingen deinem Namen, du Höchster,
des Morgens deine Gnade und des Nachts deine Wahrheit verkündi -gen. Herr, wie sind deine
Werke so gross, deine Gedanken so tief. Du bist der Höchste und bleibest ewiglich. Amen
 
Impuls:  „Johannes, der Wegweiser“
Anders als Johannes drohte Jesus nicht mit Gottes Gericht. Jesus lehrte die Menschen, Gott zu
lieben. Und jeden Tag, den Gott werden lässt, gibt er Zeit zur Umkehr. Er sagte ihnen: Gott ist
nahe, aber er naht uns mit Liebe. Jesus feierte die Nähe Gottes, indem er mit den Menschen
zusammen gefeiert hat, mit ihnen gegessen und getrunken hat. Denn Gottes Reich ist schon
mitten unter uns, wächst wie die Saat auf dem Feld. Jesus war einer, der seine Feinde geliebt hat;
er hat die Menschen geheilt und gerettet. Und sogar denen, die ihn ans Kreuz brachten, hat er
vergeben. Damit hat er gezeigt, dass Gott Liebe ist und Vergebung will.
 
Mit dieser Liebe ist Jesus so ganz anders gewesen, als viele es von ihm erwartet haben. Doch
Johannes hat in ihm den Messias, den erwarteten Gottessohn erkannt. Er weist auf Jesus hin:
„Schaut auf Jesus Christus. Ich muss weniger werden, ER aber muss wachsen und grösser
werden; ich taufe euch mit Wasser; aber ER wird euch mit dem Heiligen Geist taufen.“ Johannes
hat erkannt: Wenn mein Zenit überschritten ist, wenn meine Lebenskraft nachlässt, dann darf ich
loslassen, weil ich weiss: Es kommt einer, der bringt zu Ende, was mir nicht gelungen ist. Was in
meinem Leben bruchstückhaft und offen geblieben ist, bringt er zum Ziel, zu Gott.  So kann
Johannes mit seiner Selbstbescheidenheit und mit seinem Glauben uns zum Vorbild werden.
 
Etwas von dieser Weisheit und Gelassenheit des Johannes kann jeder von uns brauchen. Auch
wenn die Tage unseres Lebens kürzer werden und unsere Nächte länger, dürfen wir vertrauen:
Gott ist da, auch in finsterster Nacht. Was in unserem Leben nicht gelungen ist, das legen wir
vertrauensvoll in seine Hand. Er kann machen, dass auch aus dem Schlechtesten Gutes wird; er
vollendet, was in unserem Leben unvollkommen geblieben ist.
 
Mit dem Johannestag fängt die zweite Hälfte des Jahres an. Auch wenn es noch weit entfernt von
uns ist: Mit der zweiten Hälfte des Jahres gehen wir wieder auf Weih -nachten zu, feiern wir, dass
Gott uns in Jesus Christus nahe ist. Mit seinem Dasein fängt Gottes Reich bei uns an. Bereiten wir
uns auf diese Ankunft vor.  Weil die Mitte der Nacht auch der Anfang eines neuen Tages ist,
dürfen wir in die zweite Halbzeit des Jahres voll Vertrauen auf Jesus zugehen, besonders, wo
Lebenskraft nachlässt. Mit seiner Liebe kommt er uns entgegen, führt uns der Güte und
Vergebung Gottes zu; führt uns zu ewigem Leben in Frieden und Heil. Vertrauen wir diesem
einen. In ihm ist Gott da. Amen.
 
Wir beten: Gott, wir danken dir, dass du immer wieder Menschen in deinen Dienst berufst, damit
sie auf Jesus hinweisen. Lass uns zu Boten deiner Botschaft werden, indem wir unsere Aufgaben
und Grenzen kennen und uns von deinem Geist getragen wissen. Gott, erfülle uns mit deinem
Geist, damit wir froh und dankbar unseren Alltag mit all seinen Pflichten und Sorgen annehmen,
damit wir keine Angst vor der Zukunft haben, sondern auf dich vertrauen, der alles gut machen
wird.
 
Unser Vater im Himmel, geheiligt werde dein Name, dein Reich komme, dein Wille
geschehe, wie im Himmel so auf Erden. Unser tägliches Brot gib uns heute, und vergib uns
unsere Schuld, wie auch wir vergeben unsern Schuldi -gern; und führe uns nicht in
Versuchung, sondern erlöse uns von dem Bösen. Denn dein ist das Reich und die Kraft
und die Herrlichkeit in Ewigkeit. Amen.
 
Gott segne dich und behüte dich. Gott lasse sein Angesicht leuchten über dir und sei dir
gnädig. Gott erhebe sein Angesicht auf dich und gebe dir Frieden. Amen.
 
Ich wünsche Euch einen schönen Johannestag und einen wunderbaren Sommer.
Eure Almut Neumann