Evangelisch Reformierte Kirchgemeinde Mitlödi

pfingsten
Besinnung zum Pfingstfest  „Was Gottes Geist bewegt“, Mai 2020

Der Friede Gottes sei mit uns allen. Amen
Es soll nicht durch Heer oder Kraft, sondern durch meinen Geist geschehen,
spricht Gott, der Herr.
Mit diesem Wort aus dem Alten Testament unserer Bibel, aus dem Buch des Propheten
Sacharja, (Sach. 4,6) begrüsse ich Euch herzlich zu unserer Besinnung an Pfingsten.
Jahr für Jahr beginnt zu Pfingsten das grosse Rätselraten: Was ist an Pfingsten bloss
geschehen, dass es noch einen weiteren arbeitsfreien Feiertag in unserem weltlichen
Kalender verdient hat ?
Pfingsten ist ein uraltes Fest. Schon die Juden feierten es 50 Tage nach dem jüdischen
Passahfest, unserem Osterfest. Die ersten Früchte waren geerntet. Dafür dankte man
Gott. Aber auch noch für eine andere Gabe: für das Gesetz, das den Juden von Gott
gegeben war. Pfingsten war also ein Fest der Lebensfreude, der Freude an der
Schöpfung und an der göttlichen Weisung, die Leben vor dem Zerfall bewahren sollte.
Seit jener Geschichte aber, die uns der Evangelist Lukas erzählt, hat das alte jüdische
Pfingstfest einen neuen Inhalt bekommen ( Apostelgeschichte.2 ). So schreibt er:
Jesu Jünger, die sich nun Apostel, Gesandte Jesu nennen, waren am Pfingsttag in einem
Raum in Jerusalem versammelt. Jesus hat ihnen das aufgetragen: „Bleibt zusammen
und wartet. Ich werde euch die Kraft vom Himmel, den Heiligen Geist, senden. Er wird
euch stärken und mit mir verbinden.“ Deshalb sind sie alle mit Maria im Gebet versammelt.
Da geschieht es. Plötzlich kommt vom Himmel her ein Brausen, wie wenn ein gewaltiger
Sturm daher fährt, und erfüllt das ganze Haus.
Und es ist wie ein grosses, helles Feuer, das das Haus durchglüht. Zungen wie von Feuer
erscheinen und lassen sich auf jeden von den Jüngern nieder.
Und alle werden vom Heiligen Geist erfüllt und beginnen, Gott zu loben.
 
In Jerusalem sind an jenem Tag viele Menschen aus allen möglichen Ländern beisammen.
Als das Brausen sich erhebt, laufen sie zusammen und fragen: „Was ist geschehen ?“
Und sie hören die Apostel in allen Sprachen Gott loben. Und Petrus erhob sich und
sprach: «Das sollt ihr wissen: Jesus, den ihr gekreuzigt habt, den hat Gott von den Toten
auferweckt. Er hat ihn zum Retter und Heiland der Menschen gemacht. Und dieser Jesus
hat uns von Gott seinen Heiligen Geist gesandt – wie ihr seht und hört.»
Die Worte ergriff sie und schnitt ihnen ins Herz und die Leute sagten: „Brüder, was müssen
wir tun ?“ Und Petrus antwortete: „Kehrt um und lasst euch taufen zur Vergebung der
Sünden. Und auch ihr werdet den Heiligen Geist empfangen. So erfüllt sich, was Jesus
verheissen hat.»  Amen
 
Wir loben Gott mit den Worten aus Psalm 118: Dies ist der Tag, den der Herr macht.
Lasst uns darin freuen und fröhlich sein. O Herr, hilf, O Herr, lass wohl gelingen. Gelobt sei
der da kommt im Namen des Herrn. Wir segnen euch, die ihr vom Hause des Herrn seid.
Der Herr ist Gott, der uns erleuchtet. Schmückt das Fest mit Maien bis an die Hörner des
Altars. Du bist mein Gott, und ich danke dir. Mein Gott, ich will dich preisen. Danket dem
Herrn, denn er ist freundlich, und seine Güte währet ewiglich. Amen
 
Impuls
Apostelpredigt und Wunder sind die Elemente, die den Sinn und den Inhalt des Pfingst-
festes beschreiben; denn merkwürdige Dinge geschehen beim Pfingstfest der ersten
christlichen Gemeinde in Jerusalem; da ist von einem Brausen vom Himmel und von
Feuerzungen die Rede und davon, dass alle vom Heiligen Geist erfüllt wurden und
anfingen, in verschiedenen Sprachen zu reden. Die Leute in Jerusalem verwunderten sich
zunächst und dachten, die Freunde Jesu, seine Jünger, seien gar betrunken.
Doch Petrus erinnert in seiner Predigt an den Propheten Joel und dessen Ankündigung,
dass Gott in den letzten Tagen seinen Geist auf die gesamte Menschheit ausgiessen
werde und hierbei grosse Wunder geschehen. Petrus sieht diese Ankündigung durch die
Kreuzigung und Auferstehung Jesu als jetzt geschehen und erfüllt.
 
Am gleichen Tag, als in Jerusalem diese merkwürdigen Ereignisse geschehen sind,
liessen sich 3000 Menschen taufen. Das ist der Anfang, der Geburtstag der weltweiten
christlichen Kirche.
Und damit sind wir mittendrin im Geschehen. Denn Pfingsten kann anders als
Weihnachten und Ostern nicht ohne uns stattfinden. Es ist die Geburt Jesu, nicht unsere,
derer wir zu Weihnachten gedenken. Das leere Grab war Jesu leeres Grab.
Pfingsten aber ist ein Ereignis, in das wir einbezogen sind, für das wir beansprucht
werden, Pfingsten ist ein Geschehen, das sich nicht ereignet, ohne dass es sich an uns
und mit uns ereignet.
Pfingsten findet heute statt, wenn Überforderte und Resignierte zwischen Glauben und
Zweifeln sich ihre Trostbedürftigkeit eingestehen und auf Neubeginn durch Gottes
tröstenden und verändernden Geist hoffen. Pfingsten findet jeden Tag statt, wenn der
Geist Gottes Menschen zusammenbringt in Freude und in Leid.
Pfingsten findet heute statt, denn da gibt es eine Sprache, die quer hindurchgeht durch
all Sprachen dieser Erde: es ist die Sprache der Liebe, die durch Jesus Christus in
unsere Welt gekommen ist und zur Liebe, zur weltweiten Solidarität miteinander, befreit.
Damit ist Pfingsten mehr als ein Fest des Birkengrüns und  Vogelgezwitschers, und
unser Leben wird, trotz allem Leid, ein Fest der Freude..                                                  
In dieser Erfahrung fühlen sich Menschen mit neuen Kräften und mit grossem Lebens-
mut erfüllt, um so mit ihren Fähigkeiten immer wieder vertrauensvoll das Leben zu
bestehen. So dürfen wir jeden Tag um diesen Geist bitten, den schöpferischen,
lebendig machenden Heiligen Geist. Amen
 
So beten wir:  Gott, schenke uns deinen Heiligen Geist, damit wir mutiger bekennen,
treuer beten und fröhlicher glauben können; damit unsere Träume vom Leben in uns
wachbleiben, dass wir die Orte finden, wo unsere Träume vom Leben wachsen können.
Gott, erfülle uns mit deinem Geist, damit wir froh und dankbar unseren Alltag mit all seinen
Pflichten und Sorgen annehmen, damit wir keine Angst vor der Zukunft haben, sondern
auf dich vertrauen, der alles gut machen wird.
Hört den Zuspruch:
Christus spricht: Nicht ihr habt mich erwählt, sondern ich habe euch erwählt und bestimmt,
dass ihr hingeht und Frucht bringt und eure Frucht bleibt, damit, wenn ihr den Vater bittet
in meinem Namen, er's euch gebe. Amen   ( Johannes  5, 16 )
Wir beten mit allen Christen der Welt: Unser Vater im Himmel, geheiligt werde dein Name,
dein Reich komme, dein Wille geschehe, wie im Himmel so auf Erden. Unser
tägliches Brot gib uns heute, und vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben
unsern Schuldigern und führe uns nicht in Versuchung, sondern erlöse uns von
dem Bösen. Denn dein ist das Reich und die Kraft und die Herrlichkeit in Ewigkeit.
Amen
 
Lasst Euch segnen: Gott segne dich und behüte dich.
Gott lasse sein Angesicht leuchten über dir und sei dir gnädig.
Gott erhebe sein Angesicht auf dich und gebe dir Frieden. Amen.                         
Ich wünsche Euch ein frohes Pfingstfest. Eure Almut Neumann